Menzlesmühle

Das Mühlrad der Menzlesmühle
Menzlesmühle 2004

Der SWC-Cronhütte bewirtet schon seit Jahren am Pfingstmontag die Menzlesmühle am Deutschen Mühlentag. Das Problem war immer das Mühlenrad, denn es konnte nur schwer in Bewegung gesetzt werden, da es morsch und ohne Wasser war. Bei der Nachsitzung eines Pfingstmontagfestes entschlossen sich ein paar Mitglieder vom SWC die bereits im Ruhestand waren, das Mühlenrad zu reparieren. Also machten sie sich im Frühjahr 2004 daran das Mühlenrad zu sanieren. Sie reparierten das Mühlrad notdürftig denn es stellte sich heraus, dass das Holz vollständig morsch war und die Reparatur nicht lange überstehen würde. Es musst eine Möglichkeit gefunden werden, das Mühlrad neu zu bauen.
Gleichzeitig tauchte Herr Walter Nolff aus Fornsbach auf und wollte den Mühlkanal wieder in Stand setzen. So verständigten sie sich und packten das Problem gemeinsam an. Herr Nolff kümmerte sich darum den Mühlkanal und das Wehr in Stand zu setzen und um die Finanzierung. Er machte sich mit ein paar Kollegen daran den Mühlkanal von Ästen und Bäumen zu befreien. Es war für den alten Herrn eine schweißtreibende Arbeit. Am Morgen des 02.04 .04 erschien Herr Nolff wieder mit seiner Mannschaft um am Kanal zu arbeiten. Seine Kollegen sagten später: “Es sei ihm bei der Herfahrt schon nicht gut gewesen“. Herr Nolff setzte sich an den Mühlkanal und verstarb dort an einem Herzversagen. Es war für seine Angehörigen und für die Rentner vom SWC ein herber Verlust.
Der Mühlkanal wurde ca. 600 m. lang ausgebaggert. Der Bau des Wehrs wurde an eine Firma Vergeben und so konnte der neue Mühlkanal und das notdürftig reparierte Mühlrad an Pfingsten 2004 seiner Bestimmung übergeben werden.
 
 
Einweihung des neuen Mühlrads

Die Eröffnung des Mühlentages 2004 fand unter der Schirmherrschaft des Landrads Herrn Fuchs an der Menzlesmühle statt. Herrn Fuchs war es ein großes Anliegen die freiwilligen Helfer und Sponsoren zu würdigen, er setzte sich auch für die finanzielle Belange ein.
 
Am Pfingstmontag dem 16. Mai 2005 war es dann so weit, das neue Mühlrad konnte seiner Bestimmung übergeben werden.
Unter großer Teilnahme der Bevölkerung aus Nah und Fern wurde das Wasserrad von Landrat Herr Fuchs aus Waiblingen in Betrieb genommen. Herr Fuchs öffnete den Schieber und das Wasser rauschte durch den Kanal auf das Mühlrad und das Rad begann sich zu drehen. Das Mühlrad wurde mit einer Flasche Wein begossen.
Herr Fuchs betonte in seiner Laudatio wie wichtig es ist alte Einrichtungen wie z. B. alte Mühlen für die Nachkommenschaft zu erhalten. ER sagte aber auch, dass solche Angelegenheiten kaum zu bezahlen sind und man daher auf freiwillige Helfer angewiesen ist. Deshalb bedankte er sich bei allen Helfern die unentgeldlich an dieser Maßnahme beteiligt waren. Als kleines Dankeschön lud er alle Helfer zu einem Vesper in s Wirtshaus am Ebnisee ein.
Recht Herzlich möchten wir uns bei den Besitzern der Menzlesmühle der Fam. Kraus bedanken, die damit einverstanden waren das Mühlenrad und den Mühlkanal zu erneuern und für die Öffentlichkeit freizugeben. Herr Kraus hat sich auch bereiterklärt das Mühlenrad an den Wochenenden und nach Bedarf in Gang zu setzen.

 
Nun zur ersten Inbetriebnahme:
 
Herr Fuchs öffnete einen der beiden Schieber und siehe da das Wasser floss nach 25 Jahren wieder durch den Mühlkanal und das Mühlrad drehte sich wie durch Geisterhand getrieben. Für die vielen Gäste die zur Eröffnung gekommen waren war es bestimmt eine große Attraktion.
An den Platz am Mühlkanal an dem Herr Nolff verstorben war, setzten die Rentner vom SWC ein Kreuz als Gedenken an seine Todestag. Wochen später als sie den Platz wieder besuchten war das Kreuz mit Maiglöckchen umgeben und sah aus wie ein eingefasstes Grab.
 
Die Freude über den Lauf des Mühlrades wurde bald ein bisschen getrübt, denn die Landwirte beklagten sich über ihre Wiesen. Sie waren mit Wasser durchnässt. Es stellte sich heraus, dass der Mühlkanal auf der ganzen Länge undicht war. Die Wiesen mussten für ca. 4 000 Euro trainiert werden.
 
Tage später setzten sie sich wieder mit Herrn Bürgermeister Kern aus Kaisersbach und Herrn Frey vom Historischen Verein aus Welzheim in Verbindung um eine gemeinsame Lösung für die Finanzierung des Projekts „Neues Mühlrad“ zu suchen und zu finden.


Mühlenrad Teil 2
 
Wie schon erwähnt musste das Mühlrad komplett erneuert werden. Kostenpunkt 8 - 10 000 Euro. Es wurde den Rentnern bald klar, dass sie diesen Betrag niemals aufbringen konnten, und so entschlossen sie sich ein neues Mühlenrad unter der technischen Anleitung des Mühlenbauers Eberhart Bohn aus Kirchenkirnberg in dessen Werkstatt selbst zu bauen.
Als erstes wurde ein Stamm Lerchenholz gesucht, dessen Durchmesser mindestens 75 cm haben musste. Nach langem suchen beim Forstamt Welzheim und Vordersteinenberg wurde der Baum in der Breitebene in Hellershof gefunden. Umgesägt lag der Baum ca. 100 m von der Hellershofer Sägmühle entfernt in der das Holz gesägt und aufgestapelt wurde.

Im Herbst fingen sie an das Holz nach Kirchenkirnberg zu fahren (Fa. Bohn). Dort wurde es zu Speichen und Felgen zugesägt. Es wurde ein Holzgerüst aufgebaut mit einem Königsstern in der Mitte. Die einzelnen Teile des Mühlrad wurden daran jedes für sich angelegt und angerissen.
Parallel dazu wurde das alte Mühlenrad abgebaut und in Einzelteile zerlegt. Nur die 40 Schaufeln wurden als alte Teile wieder verwendet. Sie wurden bei einer Firma in Aalen sandgestrahlt, verzinkt und 2 x mit Farbe beschichtet. Danach wurden diese ebenfalls zur Firma Bohn gefahren. Dort musste jede einzelne der 40 Schaufeln 2 x auf den Felgen angelegt und angerissen werden. Jede Schaufel hatte 11 Befestigungslöcher (also 440 Schrauben).
Die Rentner hätten nie gedacht dass es so schwierig sein würde, als Laien ein Mühlenrad zu bauen, doch sie hatten ja einen Fachmann den sie immer wieder um Rat fragen konnten. Auch wenn sie ihn oft schier zur Verzweiflung brachten, bekamen sie immer eine freundlich Antwort und einen guten Rat von ihm.
Nach einigen Wochen Arbeit war das Mühlenrad fertig und konnte montiert werden. Der Zusammenbau war sehr aufwändig, denn es ging nur in kleinen Schritten vorwärts. Zuerst mussten die 16 Speichen in die Nabe eingepasst werden, dann wurden die Felgen mit jeweils 8 Einzelteilen verbunden und verschraubt. Als nächstes wurden die 40 Schaufeln eingebaut. Danach musste auf jeder Felge ein Radreifen aufgezogen und verschweißt werden. Erst dann konnte der Boden eingebaut werden.
Zwischendurch wurde der Lagerbock repariert, er musste teilweiße neu betoniert und verputzt werden.
Kopfzerbrechen machte uns das Außenlager auf dem Lagerbock. Es sah so aus als wenn es angefressen wäre. Nach dem Öffnen des Lagers stellten wir fest, dass der Innenkern eine Lagerschale war, die aus zwei Teilen bestand. Diese Teile waren aus Bockholz. Da es sehr schwierige gewesen wäre das Material neu zu beschaffen entschlossen sie sich, das Lager im seinem alten Zustand zu belassen. Bei der wenigen Nutzung des Mühlenrades würde es noch lange halten.
Nach ca. 380 Freiwilligen Arbeitsstunden war das Mühlenrad nun fertig. Unser Fachmann Eberhart Bohn beurteilte die Arbeit mit den Worten:“ Es sieht so aus als wenn lauter Fachmänner am Werke gewesen wären“. Das war für die Rentner natürlich ein großes Kompliment.
Ende November war dann der große Probelauf. Siehe da, das neue Mühlenrad bewegte sich und lief ohne Komplikationen.

Im Rahmen dieses Probelaufes gab es ein Essen für alle die an dieser Maßnahme beteiligt waren im Vereinsheim des SWC-Cronhütte. Das Essen wurde von der Landmetzgerei Frank aus Mönchhof gespendet.
Es wurde nochmals in Gedanken durchgespielt wie alles begonnen hatte und wie der Zustand jetzt ist. Alle waren der Meinung der große Einsatz hat sich gelohnt.
Im Rahmen des nächsten Mühlentages 2005 soll das Mühlenrad seiner neuen Bestimmung übergeben werden.
 
Maßgeblich an der Maßnahme beteiligt waren

 
Eberhart Bohn
Gotthilf Greiner
Helmut Pfister
Hermann Stegmaier
Thomas Zabinski
Werner Zabinski
 
Unterstützt für Schriftliche und Finanzielle Angelegenheiten wurden wir von den Herren
Bürgermeister Bodo Kern aus Kaisersbach.
Dietrich Frey Vorstand vom Historischem Verein aus Welzheim.

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